Hetze gegen ESC 2026 Die Rechtspopulisten in Österreich markieren das Musik-Event im eigenen Land als neues Feindbild
Kaum gewonnen, schon geht die Kritik am Eurovision Song Contest 2026 in Österreich weiter – die Empörung darüber nimmt indes andererseits ebenso immer weiter an Fahrt auf. Nachdem zuerst FPÖ-Kultursprecher Wendelin Mölzer erklärte, er befürchte im nächsten Jahr ein „queeres, links-wokes Spektakel“, legte nun Partei-Kollege und FPÖ-Chef Herbert Kickl nach.
Mann mit Rock, Frau mit Bart
Gegenüber der Tiroler Tageszeitung polterte der Obmann der rechtspopulistischen und deutschnationalen Partei drauf los und sprach von einer „schrillen und lauten Community“, bevor er weiter erklärte: „Ganz ehrlich, wenn du heute als Mann keinen Rock trägst, als Frau keinen Bart, wenn du nicht trans* oder sonst was bist, bist du beim Song Contest chancenlos.“
Die österreichische Regierung habe sich für den schwulen ESC-Gewinner JJ als Kandidaten aus „Ermangelung an sonstigen Erfolgen“ entschieden. Dann hetzt Kickl weiter und erklärt: „Mit Ausnahme der Staatsbürgerschaft des Sängers JJ kann ich ja keinen bestimmten Österreich-Bezug erkennen.“ Die Operneinlagen des Countertenors aus Wien scheinen den FPÖ-Hardliner offenbar nicht überzeugt zu haben. Queere Verbände in Österreich kritisierten die Wortwahl des Politikers als völlig antiquiert und aus der Zeit gefallen.
Hasswelle zum ESC 2026?
Nach der Wahl 2024 hatte die FPÖ die meisten Stimmen in Österreich eingefahren, Kickl galt einige Wochen lang als möglicher neuer Bundeskanzler. Schlussendlich kam es im Februar dieses Jahres zum ersten Dreier-Bündnis in Österreich, bestehend aus der konservativen ÖVP, der sozialdemokratischen SPÖ sowie den liberalen Neos.
Die Rechtspopulisten der FPÖ hatten in den letzten Jahren immer wieder gegen die Community gehetzt und vor den Parlamentswahlen 2024 erklärt, LGBTIQ+-Rechte rückabwickeln und neue, queer-feindliche Gesetze verabschieden zu wollen. Die Durchführung des ESC im kommenden Jahr in Österreich könnte die Partei als Steilvorlage nutzen, um massiv erneut Stimmung gegen Homo- und Bisexuelle sowie queere Personen zu machen. 2024 hatte fast jeder dritte österreichische Wähler (29,2%) der FPÖ seine Stimme gegeben. Die Hasskriminalität im Land steigt seit Jahren massiv an.