Direkt zum Inhalt
Stichwahl in Polen
Rubrik

Stichwahl in Polen Rechtskonservativer Nawrocki wird neuer Präsident - das Ende für alle LGBTIQ+-Projekte?

ms - 02.06.2025 - 08:30 Uhr
Artikel anhören
Rechtskonservativer Nawrocki wird neuer Präsident - das Ende für alle LGBTIQ+-Projekte?
Audio verfügbar
0:00 0:00

Verzweiflung in der polnischen LGBTIQ+-Community: Gestern Nacht hat der Kandidat der rechtsnationalistischen PiS, Karol Nawrocki, mit einer hauchdünnen Mehrheit die Wahl zum neuen Präsidenten in Polen gewonnen. Damit können künftig alle angedachten Gesetzesänderungen wie die Einführung eines Partnerschaftsgesetzes für gleichgeschlechtliche Paare mittels eines Vetos verhindert werden.

Desaster für Tusk-Regierung

Die gerade auch von der Community gefeierte, liberale neue Regierung seit 2023 mit Ministerpräsident Donald Tusk erlebt damit nicht nur eine herbe Niederlage, sondern eine politische Patt-Situation. Der auf fünf Jahre gewählte neue Präsident erklärte bereits vorab, dass er viele Reformvorhaben der Tusk-Regierung verhindern wolle und damit den Kurs der PiS-Partei fortsetzen möchte, die rund acht Jahre lang Rechte für Schwule, Lesben sowie auch queere Menschen immer weiter beschnitten hatte bis hin zur Einführung der „LGBT-freien Zonen“. In Polen kommt dem Präsidenten im Gegensatz zu Deutschland eine Schlüsselrolle zu, er kann nach persönlichem Belieben jedes Gesetz mittels eines Vetos stoppen. 

370.000 Wähler machten den Unterschied

Besonders bitter: Die Wahl fiel denkbar knapp aus, erst heute Morgen stand das vorläufige Endergebnis fest: Nawrocki kam demnach auf knapp 50,89 Prozent der Stimmen, sein Herausforderer, der Pro-Europäer und LGBTIQ+-freundliche Warschauer Bürgermeister Rafał Trzaskowski auf 49,11 Prozent. Nawrocki bekam knapp 370.000 Stimmen mehr als sein liberaler Rivale, insgesamt stimmten fast 21 Millionen Polen und Polinnen ab. Auch in puncto EU dürfte es mit dem zuletzt pro-europäischen Kurs der Tusk-Regierung jetzt erst einmal wieder vorbei sein. Bereits der bisherige Präsident Andrzej Duda hatte diverse Reformvorhaben ausgebremst, darunter auch mehr Rechte für LGBTIQ+. 

Das Land zeigt sich dabei nicht nur politisch äußerst gespalten, sondern offenbart auch ein extremes Stadt-Land-Gefälle. In großen Ballungsräumen wählte eine deutliche Mehrheit Trzaskowski, im ländlichen Raum stimmte der Großteil der Bevölkerung für Gewinner Nawrocki. Bei der ersten Wahl vor zwei Wochen hatte Trzaskowski noch mit 31 Prozent vor Nawrocki mit rund 29 Prozent gelegen.

ANZEIGE
ANZEIGE
ANZEIGE
ANZEIGE

Auch Interessant

Angriffe auf LGBTIQ+-Menschen

Russlands Community am Limit

LGBTIQ+-Menschen in Russland erleben tagtäglich Angriffe, Gewalt und Drohnungen. Eine neue Studie hielt nun die dramatische Lage im Detail fest.
Eskalation der Angriffe

ILGA World warnt vor Rollback

Die Angriffe auf LGBTIQ+ eskalieren weltweit, warnt jetzt zum Pride Monat die ILGA World. Die Community müsse sich jetzt verteidigen, so der Verein.
Demonstrationen in Ungarn

Aufruf zur Pride-Teilnahme

Erneut demonstrierten tausende Menschen in Ungarn gegen ein neues Gesetz, dass wie das Pride-Verbot auch die Community einschränken soll.
Aktionswoche Sexarbeit

50. International Sex Workers’ Day

Deutsche Sexarbeiter leiden bis heute unter Diskriminierung und Stigmatisierung, insbesondere LGBTIQ+. Daran erinnert nun die Aktionswoche Sexarbeit.
Neonazis beim CSD Dresden

150 Rechtsextreme als Gegenprotest

Beim CSD Dresden feierten 10.000 Menschen, etwa 150 Rechtsextreme versuchten vergeblich zu stören. Zudem trat erstmals die neue Queer-Beauftragte auf.
Homo-Ehe in den USA

Akzeptanz sinkt in der Bevölkerung

Alarmsignal: Immer weniger US-Bürger halten Schwule und Lesben für "moralisch akzeptabel" und befürworten die Ehe für alle, besonders Republikaner.
Streit beim CSD Bielefeld

Debatte um Fetisch-Gruppen

Der CSD Bielefeld verlangt von teilnehmenden Fetisch-Gruppen ein spezielles Konsenskonzept. Die Linke queer spricht von inakzeptabeler Diskreditierung
Dating ohne Etiketten

Wird Schwulsein zum Auslaufmodell?

Schwulsein als Auslaufmodell? Laut der neuen Hinge-Studie erlebt die junge queere Generation „Etikettenmüdigkeit“ und will weg von "starren Labels".
Kampfansage an Kardinal

Petition gegen Rainer Maria Woelki

Der schwule katholische Priester Rothe wendete sich jetzt mit einer Petition an Papst Leo XIV. und fordert Konsequenzen für Kardinal Woelki aus Köln.