Angriffsserie in Australien Das Land hat ein massives Problem mit Überfällen von Jugendbanden auf schwule Männer – nun gelang eine Reihe von Festnahmen
Die berüchtigte Dating-Masche nimmt in Australien seit letztem Jahr immer mehr überhand – immer öfter locken Jugendliche und junge Erwachsene schwule Männer in eine Falle, prügeln daraufhin brutal auf sie ein und rauben sie anschließend gewaltsam aus. Die Meldungen kommen aus fast allen größeren Städten, im letzten Jahr sorgten besonders Fälle aus Perth und Melbourne für Schlagzeilen.
Die Täter prahlen auch immer wieder gerne mit ihren Attacken und sprechen von einer „Pädo-Jagd auf Homosexuelle“. Nun konnte die australische Polizei eine weitere Jugendgang im Bundesstaat Victoria zerschlagen – insgesamt wurden 35 mutmaßliche Täter festgenommen. Die Vorfälle ereigneten sich in verschiedenen Vorstädten von Melbourne und Gemeinden wie Moorabbin, Manningham, Hume Casey und Knox
Sehr junge Tatverdächtige
Erschreckend ist einmal mehr das Alter der Tatverdächtigen – die Mitglieder der Jugendgang sind zwischen 13 und 20 Jahren alt. Laut dem australischen Star Observer sind die Kriminellen fast durchwegs männlich und auch die Herangehensweise war stets gleich: Die Jugendlichen lockten schwule Männer zu einem vermeintlichen Date an eine abgelegene Stelle, wo dann die Gruppe auf ihre wehrlosen Opfer einschlug und diese ausraubte. Für viele der Täter offenbar ein großer Spaß, denn immer öfter filmten sie ihre Überfälle auch und stellten die Videos inklusive ihrer homophoben Beschimpfungen ins Internet.
Die Verhaftungen führten inzwischen zu ersten Anklagen wegen bewaffneten Raubüberfalls, Freiheitsberaubung, gewalttätiger Störung, Körperverletzung und weiterer Straftaten. Carolyn Deer, die stellvertretende Polizeipräsidentin von Victoria, erklärte: „Es gibt absolut keinen Platz für diese Art von fragwürdigem Verhalten in unserer Gesellschaft. Es wird nicht toleriert. Jeder hat das Recht, sein Leben zu leben, neue Leute kennenzulernen und in Sicherheit eine Beziehung einzugehen.“
Enge Zusammenarbeit mit Grindr und Scruff
Die australische Polizei arbeitet inzwischen eng mit den Betreibern der Apps zusammen und stellt zudem auch mehr Sicherheitsinformationen für die Nutzer bereit. Im Zentrum steht dabei Grindr sowie allerdings auch Scruff und Snapchat. Zudem bitten die Behörden einmal mehr, dass sich Opfer direkt an die Polizei wenden sollten. Dabei betonten die Ermittler auch die besondere Dreistigkeit der Täter, die sich gezielt deswegen schwule Männer als Opfer aussuchen, weil sie darauf spekulieren, dass diese aus Scham oder einfach aus der Tatsache heraus, weil sie nicht geoutet sind, keine Anzeige erstatten.
Aufruf zu erhöhter Wachsamkeit
Der Queer-Beauftragte des Bundesstaates Joe Ball stellte nun klar: „Diese Angriffe sind vorsätzlich, organisiert und hasserfüllt. Ich weiß, wie erschütternd das ist. Viele von uns erinnern sich an die Zeit, als Gewalt gegen schwule Männer normal war, übersehen wurde und sogar erwartet wurde. Wir werden nicht dahin zurückkehren!“ Inzwischen hat sich auch das Ministerium für Gleichberechtigung mit der viktorianischen Kommission für Chancengleichheit und Menschenrechte zusammengeschlossen mit dem Ziel, eine Meldestelle speziell für Opfer aus der Community aufzubauen und so Täter besser verfolgen zu können. Die Polizei ruft trotzdem erneut darüber hinaus zu erhöhter Wachsamkeit und Vorsicht bei der Nutzung von schwulen Dating Apps auf.