Gedenktag Magnus Hirschfeld Stiftung gedenkt dem Leben und Wirken des Sexualwissenschaftlers
Heute vor 90 Jahren starb der berühmte schwule Sexualwissenschaftler Magnus Hirschfeld – vor genau 157 Jahren wurde Hirschfeld am 14. Mai 1868 im damaligen Preußen geboren. Bis heute gilt der Arzt als Pionier und Vorreiter im Kampf um Anerkennung und Gleichberechtigung für die Community. Zum Ehrentag gedenkt heute die Bundesstiftung Magnus Hirschfeld in besonderer Weise ihrem Namensgeber.
Besondere Ehrung von Hirschfeld
Bei einem Kolloquium mit dem Titel „Zeitgemäße queere Erinnerungskultur. Gegen Diskriminierung. Für Vielfalt“ soll in Berlin bereits am Vormittag ins Gespräch gekommen und dabei hinterfragt werden, wie queere Erinnerungskultur heute aussieht. Am Nachmittag dann um 14.30 Uhr erfolgt die Kranzniederlegung bei der Hirschfeld-Säule in Berlin-Charlottenburg, bevor kurz darauf am Haus der Kulturen der Welt mittels einer Führung tiefer in das Schaffen des Wissenschaftlers eingetaucht werden soll. Hier kann heute sowie dann auch kurz darauf in Hamburg (Magnus Hirschfeld Centrum ab 18. Mai) in die neue Ausstellung „Anders als die Andern“ hinein geschnuppert werden, die mit 50 Exponaten durch die Zeit und das Werk von Hirschfeld führen.
Vorreiter für die Gleichberechtigung von Schwulen
Hirschberg promovierte 1892 in Berlin als Doktor der Medizin und zog kurz darauf nach Charlottenburg, wo er im Mai 1897 Mitbegründer und Vorsitzender des Wissenschaftlich-humanitären Komitees (WhK) wurde – die weltweit erste Organisation, die sich zum Ziel gesetzt hatte, sexuelle Handlungen zwischen Männern zu entkriminalisieren. Bereits damals setzte sich die Gruppe für die Streichung des Schwulenverbots-Paragrafen 175 ein. Rund 23 Jahre lang gab Hirschfeld darüber hinaus die Zeitschrift „Jahrbuch für sexuelle Zwischenstufen“ heraus. Ab 1904 führte er unter Metallarbeitern und Studenten allererste Umfragen über ihre sexuelle Orientierung durch – nach der Anzeige einiger Studenten wurde er wegen Beleidigung verurteilt.
Erstes Institut für Sexualforschung
Besondere Aufmerksamkeit bekam Hirschfeld ab 1907, als er als Gerichtsgutachter für Fragen zur Sexualität herangezogen wurde. Während des Ersten Weltkriegs arbeitete er als Arzt für Kriegsgefangene, anschließend gründete er 1918 die Dr. Magnus-Hirschfeld-Stiftung, die Grundlage für die Gründung der weltweit ersten Einrichtung für Sexualforschung in Berlin im Jahr 1919. Im gleichen Jahr war Hirschfeld auch im weltweit ersten Film über Homosexualität („Anders als die Andern“) zu sehen, in dem er als Arzt erklärte, dass Gleichgeschlechtlichkeit keine Krankheit ist.
Er hielt weltweit Vorträge, wurde immer wieder aber in seiner Heimat auch physisch angegriffen. Ab 1932 lebte er im Exil, ein Jahr später schlossen die Nationalsozialisten sein Institut für Sexualwissenschaft, fast alle Dokumente und Bücher wurden verbrannt. Zuletzt versuchte Hirschfeld in Paris ein neue Einrichtung zu eröffnen, scheiterte aber. Im Jahr 1935 starb er mit nur 67 Jahren im französischen Nizza. Auf seinem Grabstein wurde sein Lebensmotto verewigt: „Durch Wissenschaft zur Gerechtigkeit“. Hirschfeld lebte jahrelang in einer Dreierbeziehung mit seinen zwei Geliebten, dem gleichaltrigen Museumskurator Karl Giese sowie wie dem 39 Jahre jüngeren Medizinstudenten Li Shiu Tong (genannt Tao Li) aus Shanghai, die zu seinen beiden Erben wurden.