Pride ohne Politik Vier der größten CSDs in Großbritannien untersagen Parteien die Teilnahme
Vier der größten CSDs in Großbritannien haben jetzt alle politischen Parteien von den diesjährigen Pride-Paraden ausgeschlossen. In einem gemeinsamen Statement erklärten der London Pride, der Brighton Pride, der Birmingham Pride und der Manchester Pride: „Wir sind nicht nur in unserer Botschaft, sondern auch in unserem Ziel vereint.“
Reaktion auf Gerichtsurteil
Kernkritik der vier Organisationsteams ist dabei der jüngste Entschluss des Obersten Gerichtshofes, der im April im Rahmen des Gleichstellungsgesetzes festlegte, dass der Begriff „Frau“ im britischen Recht sich nur auf „biologische Frauen“ bezieht, trans* Frauen sind davon ausgeschlossen. Die vier Pride-Teams erklärten dazu jetzt: „Wir werden nicht zulassen, dass der Fortschritt rückgängig gemacht wird. Wir werden nicht tatenlos zusehen, wie die Würde, die Sicherheit und die Menschlichkeit unserer Trans-Geschwister diskutiert, verzögert oder verweigert werden. Was hier im Vereinigten Königreich geschieht, ist kein Einzelfall. Es ist Teil eines beunruhigenden globalen Trends – vom Verbot von Pride-Veranstaltungen in Ungarn bis hin zur Anti-Trans-Gesetzgebung in den Vereinigten Staaten – bei dem die Rechte von LGBTIQ+ systematisch zurückgedrängt werden.“
Keine symbolische Geste
Dieses Jahr werde man daher die Teilnahme aller politischer Parteien von den Pride-Paraden „kollektiv aussetzen“. Die vier CSDs finden Ende Mai (Birmingham) sowie im Juli (London) und im August (Brighton, Manchester) statt. An die britische Politik und Regierung gerichtet, betont das Bündnis weiter: „Seien Sie sich bewusst, dass dies keine symbolische Geste ist. Es ist ein direkter Aufruf zur Rechenschaftspflicht und eine Weigerung, denjenigen eine Plattform zu bieten, die unsere Rechte nicht geschützt haben. Wir fordern echte Verpflichtungen und messbare Fortschritte. Die Pride-Bewegung wurde aus dem Protest heraus geboren, und wir müssen diesen Geist weiterhin mit Absicht und Dringlichkeit verkörpern. Um voranzukommen, brauchen wir mehr als nur Versprechen. Jede politische Partei muss sich eindeutig auf die Seite aller Mitglieder der LGBTIQ+-Gemeinschaft stellen und die Stimmen von Trans-Personen in Politik, Praxis und öffentlichem Leben in den Mittelpunkt stellen.“
Forderungen an die Regierung
Als „Minimum“ fordern die Pride-Veranstalter ein Gleichstellungsgesetz inklusive trans* Frauen, Zugang zu geschlechtsangleichender Gesundheitsversorgung, ein reformiertes Verfahren zur Anerkennung von queeren Menschen und finanzielle Unterstützung für Organisationen, die sich auf trans* Menschen fokussiert haben. Nach dem Skandal um die, inzwischen geschlossene Tavistock-Klinik und dem Cass Report machte Großbritannien 2024 eine Kehrtwende bei der Versorgung von trans* Jugendlichen, Pubertätsblocker dürfen seitdem in England nicht mehr an Minderjährige vergeben werden.
„Wir werden uns nicht zum Schweigen bringen lassen. Wir werden uns nicht spalten lassen. Gemeinsam werden wir eine nationale Bewegung aufbauen, die auf Gerechtigkeit, Einigkeit und unverhohlenem Stolz beruht. Jetzt brauchen wir mehr denn je jeden, der sich für das Leben von Transsexuellen einsetzt und für die Pride auftritt“, so die Pride-Organisationen.
Die Debatte um politische Vertretungen bei Prides ist bereits seit einigen Jahren immer wieder präsent, 2022 forderte der britische Aktivist und Ikone der Community Peter Tatchell, dass der Pride endlich wieder zu seinen aktivistischen Wurzeln zurückkehren müsse. Auch in Deutschland gab es bereits ähnliche Versuche, der CSD Kassel sprach im gleichen Jahr ein Verbot für alle Parteien aus. In München wurde zweimal die CSU nicht zum Pride zugelassen, in diesem Jahr hat der CSD Karlsruhe der Regierungspartei CDU die Teilnahme untersagt.