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Sex mit der Baseball Cap
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Sex mit der Baseball Cap Erkennungszeichen, erotisches Accessoire und mehr: Die „verkehrt herum getragene“ Baseballmütze in den USA

ms - 03.10.2024 - 11:00 Uhr
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Erkennungszeichen, erotisches Accessoire und mehr: Die „verkehrt herum getragene“ Baseballmütze in den USA
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Die Gay-Community ist um keinen neuen Trend verlegen – und ein solcher greift derzeit offenbar immer mehr in den USA um sich und scheint nun schrittweise auch die Schwulenszene in Europa zu erreichen. Einmal mehr wird dabei ein Kleidungsstück zum erotisch aufgeladenen Accessoire.

Neuer alter Trend unter schwulen Jungs

Kein Lederjacke, kein Jockstrap und auch kein enges Latex-Outfit sind dieses Mal gefragt, sondern die schlichte Baseball Cap. Allerdings mit der Schirm-Oberseite nach hinten gedreht. Nun mag es kein gänzlich neuer Trend sein, die Baseball Cap als Zeichen von Coolness verkehrt herum zu tragen, unter schwulen hippen und sexfreudigen Amerikanern scheint dies derzeit aber trotzdem zum neuen Must-Have zu werden. 

Dabei wird die einstige Sportkopfbedeckung vor allem bei der oralen Befriedigung zu einem kleinen, erotischen und besonderen Detail, eine Mischung aus Anonymität und Verruchtheit gepaart mit Jugend und der Lust zur schnellen Sünde. Zu Tragen ist sie dabei von jenen Jungs, die sich vor dem Herren ihrer Begierde hinknien, also der aktive Part beim Oralsex sind. In besonderer Kombination findet das Abenteuer dabei im Freien statt. 

Wie entstand der Trend?

Online auf X sowie bei einigen Dating-Apps gibt es inzwischen sogar Fangruppen, die sich eigens dafür zusammengeschlossen haben. Dabei scheint der neue erotische Trend vor allem zumindest anfangs etwas für junge Homosexuelle zu sein. Warum gerade die „falsch herum getragene“ Baseball Cap zum besonderen Accessoire wurde, wird online einerseits mit der rein praktischen Herangehensweise erklärt – ist die Schirm-Oberseite nach vorne ausgerichtet, fällt der Blowjob rein handwerklich deutlich schwieriger aus. Andererseits geht es einmal mehr um ein Kleidungsstück, das gerade für spontanen und anonymen Sex wie gemacht scheint und den Eindruck erweckt, damit einen Teil des Gesichts verdecken zu können – wenigstens, wenn man als stehender Mann nach unten blickt auf eben jene Person, die da vor einem kniet. 

Der dritte Fanboy-Aspekt ist wohl die schlichte Tatsache, dass die Baseballmütze bis heute Maskulinität ausstrahlt. Auch wenn die Cap längst dem Sport-Business entwachsen ist, trägt sie immer noch das Image von sportlich aktiven Männern und Körperkult mit sich – in Amerika noch mehr als in Europa. 

Sex unter Bros?

„Es gibt nur zwei Arten von Menschen, die eine Baseballmütze verkehrt herum tragen: Penisliebhaber und Baseballspieler. Wobei es hier sehr oft zu Überschneidungen kommt“, erklärt einer der Fans online. In der Online-Bubble gibt es so auch jene, die das kleine Accessoire beim Oralverkehr auch deswegen für so wichtig erachten, weil unterschwellig eine besondere Form von freundschaftlicher Verbundenheit mitschwingt, kurz gesagt, Sex mit einem Baseballmützen-Träger ist „ne Sache unter Bros“. 

Eine Mentalität, die sowohl einige Homosexuelle bis heute als Auslebung ihrer Fantasien sehr anziehend finden, ganz gleich ob in der aktiven oder passiven Rolle, aber natürlich auch all jenen Männern zugutekommt, die sich als heteroflexibel definieren lassen – ein orales Stelldichein mit dem Bro mit Cap ist ja gar nicht „richtig schwul“. Das mag bei vielen von uns nur ein skeptisches Augenbraunhochziehen in Verbindung mit einem Schmunzeln erzeugen, ist aber zumindest in den USA bis heute eine Denkweise, die noch immer landesweit verbreitet ist.

Die Baseball Cap als Gaydar-Zeichen?

Inzwischen mutiert die Baseball Cap so auch zum neuen Erkennungsmerkmal unter Schwulen, also ein subtiler Gaydar-Faktor sozusagen. Praktisch veranlagte schwule Männer berichten außerdem, der Mützenschirm nach hinten habe schlicht eine sehr nützliche Komponente, denn jener halte gerade bei Jungs mit längeren Haaren diese nach hinten und mache das Gesicht frei, sodass man auch nichts von den Freuden direkt vor der eigenen Nase verpasse. 

Die Argumentation rund um die Praktikabilität findet sich aber auch an anderer Stelle: Zum einen wären Boys auch mit ungewaschenen Haaren so allzeit bereit, zum anderen aber diene eine Cap auch als Schutzfunktion, wenn sich das Ergebnis des sexuellen Abenteuers am Ende nicht klebrig in den Haaren verfangen soll. Das würde die Baseballmütze natürlich auch mit Schirm nach vorne leisten, wenn dieser nicht eben mitten in der Action so sehr stören würde.

Am Ende entdeckten zuletzt auch immer mehr Männer mittleren Alters die Baseball Cap für sich, um die ersten Ansätze einer Glatze oder von tiefen Geheimratsecken zu verbergen. Es gibt wahrscheinlich nur sehr wenige Utensilien, die so einfach einen Hauch von Jugendlichkeit mittransportieren. „Ich habe seit vielen Jahren einen ´Friend with Benefits´, doch seit zwei Jahren fallen ihm die Haare aus und darauf stehe ich leider einfach gar nicht. Klingt doof, ist aber so – mit der Mütze auf dem Kopf ist es wie früher und wir beide können weiterhin viel Freude haben“, erklärt so in einem der Fanforen für Baseball Cap-Träger ein Mann in den vierziger Jahren. Bleibt in den USA nur eine Frage offen: Wie reagieren auf diese Erkenntnis all jene Herren, die eine rote Baseballmütze mit der Aufschrift „Make Amerika Great Again“ tragen? 

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