Scharfe Kritik in Heidelberg Queere Vereine und die Linke verurteilen Schändung der Magnus Hirschfeld-Gedenkplakette
Scharfe und berechtigte Kritik wird jetzt in Heidelberg laut, nachdem am 30. April unbekannte Täter die Gedenkplakette zu Ehren des schwulen Sexualwissenschaftlers und Pioniers der LGBTIQ+- Forschung Magnus Hirschfeld brutal abgerissen und gewaltsam von der Hauswand an der Sandgasse entfernt haben. Nur noch drei der vier Wandschrauben erinnern aktuell daran.
Trauriger Höhepunkt der Angriffe
Die Gedenktafel war erst Anfang Januar dieses Jahres zusammen mit Bürgermeisterin Stefanie Jansen feierlich eingeweiht worden. Das Queere Netzwerk Heidelberg betonte dazu jetzt: „Nach zahlreichen Angriffen gegen queere Fahnen, queere Orte und Symbole in den letzten Jahren ist die Zerstörung und gewaltsame Entfernung der Gedenkplakette ein trauriger Höhepunkt von queerefeindlichen Angriffen. Die Schändung dieses queeren Erinnerungsortes trifft uns sehr und macht uns fassungslos.”
Dabei könne nicht ausgeschlossen werden, dass die Täter den Tag bewusst gewählt haben, der 30. April ist der Todestag von Adolf Hitler. Eine Sprecherin des Heidelberger Bündnisses “Kein Schritt nach Rechts” sagte dazu: „Magnus Hirschfeld ist der Begründer der Sexualwissenschaften und seine Bücher waren mit unter den ersten, die von den Nationalsozialisten verbrannt wurden. Außerdem wurde er als Jude verfolgt und aus Deutschland vertrieben.”
Reizthema LGBTIQ+-Akzeptanz
Der geschäftsführende Vorstand der Bundesstiftung Magnus Hirschfeld, Helmut Metzner, zeigte sich inzwischen ebenso erschüttert: „Am 14. Mai gedenken wir des 90. Todestags und 167. Geburtstages des großen Arztes, Aufklärers und Vorkämpfers für die Akzeptanz sexueller und geschlechtlicher Vielfalt. Er hat sich stets gegen die Kriminalisierung und Pathologisierung queerer Menschen engagiert. Das provoziert Uneinsichtige offenbar bis hin zur Aggression. Wir dürfen nicht zulassen, dass die aggressive Tat eine dauerhafte Lücke reißt. Das ist in Zeiten, in der queere Menschen sich verstärkten Angriffen ausgesetzt sehen, als Zeichen sichtbarer Solidarität der demokratischen Gesellschaft besonders wichtig.“
Forderung nach besserer Aufklärung
Und die Linke queer Baden-Württemberg betonte überdies: „Der Anschlag auf die Gedenktafel reiht sich ein in eine inzwischen viel zu lange Liste queerfeindlicher Angriffe in ganz Deutschland und ist für uns ein eindeutiges Hassverbrechen. Dass solche Taten auf offener Straße passieren können, ist erschütternd (…) Wir fordern ernsthafte Aufklärung dieses Falls und eine Aufnahme in die Statistik der rechtsradikalen Straftaten. Angriffe wie diese sollen die queere Community einschüchtern und wieder in die Unsichtbarkeit drängen. Dem stellen wir uns entschieden entgegen“, so Landessprecher Johannes Schmidt, der überdies nahelegt, dass queerfeindliche Angriffe wie diese „immer wieder von den Behörden nicht ernst genommen werden“ würden.