Direkt zum Inhalt
Neue Queer-Beauftragte
Rubrik

Neue Queer-Beauftragte SPD-Politikerin Sophie Koch versteht sich als "Anwältin" für die queere Community

ms - 28.05.2025 - 17:00 Uhr
Artikel anhören
SPD-Politikerin Sophie Koch versteht sich als "Anwältin" für die queere Community
Audio verfügbar
0:00 0:00

Das Bundeskabinett hat heute eine neue Beauftragte der Bundesregierung für die Akzeptanz sexueller und geschlechtlicher Vielfalt bestellt. Sophie Koch (32), SPD-Mitglied des sächsischen Landtages, tritt die Nachfolge von Sven Lehmann an, dem allerersten Queer-Beauftragten einer deutschen Bundesregierung. Angesiedelt ist das Amt beim Bundesministerium für Bildung, Familie, Senioren, Frauen und Jugend.

Anwältin für die Community

Koch wurde im Juli 1993 in Rodewisch geboren und ist seit 2024 Mitglied des sächsischen Landtages. Von 2022 bis 2024 arbeitete sie als Bildungsreferentin der LAG Queeres Netzwerk Sachsen für Fragen der Gleichstellung. Darüber hinaus ist sie seit 2023 Vorsitzende der SPD Frauen Dresden. Bereits im Landes-Schüler-Rat engagierte sich Koch für das Thema Politik und setzt bis heute einen besonderen Schwerpunkt beim Mitspracherecht von jungen Menschen in der Politik.

Gegenüber der Deutschen Presseagentur erklärte sie: „Ich bin selbst Teil der Community und weiß aus meiner sächsischen Heimat, was es bedeutet, im ländlichen Raum Vielfalt zu leben.“ Sie wolle dabei vor allem eine „Anwältin für queere Menschen“ in der Bundesrepublik sein. „Deshalb will ich Menschen an einen Tisch holen und mit aller Kraft versuchen, Brücken für die Akzeptanz sexueller und geschlechtlicher Vielfalt zu bauen.“

Freude bei SPD und Lehmann

Die SPDqueer erklärte, man freue sich, dass „zukünftig eine Sozialdemokratin dieses für die Community so wichtige Amt bekleiden wird und bieten der neuen Beauftragten eine enge und konstruktive Zusammenarbeit an (…) Es ist ein wichtiges Signal, dass dieses Amt auch in der gemeinsamen Regierung mit CDU und CSU erhalten bleibt.“ Es brauche in Zeiten steigender Hasskriminalität eine „kraftvolle Stimme in der Bundesregierung, die queerpolitische Anliegen konsequent vertritt.“

Amtsvorgänger Sven Lehmann von den Grünen erklärte: „Ich gratuliere Sophie Koch von Herzen zur Ernennung als neue Queer-Beauftragte der Bundesregierung. Sie ist eine versierte und leidenschaftliche Kämpferin für Gleichstellung und Vielfalt und wird der Bundesregierung sicherlich gut tun. Ich wünsche viel Erfolg in diesem wunderbaren Amt!“ 

Queere Verbände hoffen auf Zusammenarbeit

Queere Verbände wie die dgti* betonten, sie hoffen nun darauf, dass auch der Nationale Aktionsplan Queer Leben weitergeführt und verstetigt werde. Jenny Wilken betonte zudem: „Wir erwarten hier eine enge Zusammenarbeit der neuen Queerbeauftragten mit den queeren Dachverbänden, um den Herausforderungen gemeinsam gerecht zu werden.“

Erik Jödicke aus dem Vorstand des Verbandes Queere Vielfalt LSVD+ erklärte: „Die Wiedereinsetzung einer festen Queerbeauftragten war eine zentrale Forderung des LSVD+ an die neue Bundesregierung – ihre Umsetzung ist ein politischer Erfolg für uns alle. Mit Sophie Koch übernimmt eine engagierte junge Stimme aus Ostdeutschland das Amt. Sie bringt nicht nur politische Erfahrung mit, sondern auch eine enge Verbindung zu verschiedensten Communitys. Für den Verband ist die Berufung auch ein wichtiges Zeichen für den Kampf um Freiheit, Selbstbestimmung und Sicherheit von LSBTIQ* in Ostdeutschland, wo queeres Leben besonders häufig bedroht ist.“

Dabei stehe die neue Queer-Beauftragte vor großen Herausforderungen, so Jödicke weiter: „Der Koalitionsvertrag von CDU/CSU und SPD enthält massive queerpolitische Lücken. Umso wichtiger ist es, dass die Beauftragte eine menschenrechtsbasierte Queerpolitik einfordert und ressortübergreifend gestaltet. Das Amt der Queerbeauftragten darf kein Feigenblatt für eine Bundesregierung sein, die queere Selbstbestimmungs- und Freiheitsrechte ignoriert oder gar bedroht. Sichtbarkeit braucht politische Verbindlichkeit – beim Abbau rechtlicher Diskriminierung, im Kampf gegen queerfeindliche Hetze und bei der Umsetzung internationaler Menschenrechte.“

ANZEIGE
ANZEIGE
ANZEIGE
ANZEIGE

Auch Interessant

Angriffe auf LGBTIQ+-Menschen

Russlands Community am Limit

LGBTIQ+-Menschen in Russland erleben tagtäglich Angriffe, Gewalt und Drohnungen. Eine neue Studie hielt nun die dramatische Lage im Detail fest.
Eskalation der Angriffe

ILGA World warnt vor Rollback

Die Angriffe auf LGBTIQ+ eskalieren weltweit, warnt jetzt zum Pride Monat die ILGA World. Die Community müsse sich jetzt verteidigen, so der Verein.
Demonstrationen in Ungarn

Aufruf zur Pride-Teilnahme

Erneut demonstrierten tausende Menschen in Ungarn gegen ein neues Gesetz, dass wie das Pride-Verbot auch die Community einschränken soll.
Aktionswoche Sexarbeit

50. International Sex Workers’ Day

Deutsche Sexarbeiter leiden bis heute unter Diskriminierung und Stigmatisierung, insbesondere LGBTIQ+. Daran erinnert nun die Aktionswoche Sexarbeit.
Neonazis beim CSD Dresden

150 Rechtsextreme als Gegenprotest

Beim CSD Dresden feierten 10.000 Menschen, etwa 150 Rechtsextreme versuchten vergeblich zu stören. Zudem trat erstmals die neue Queer-Beauftragte auf.
Stichwahl in Polen

Desaster für die Community

Der Kandidat der rechtsnationalistischen PiS, Nawrocki, hat in Polen die Präsidenten-Stichwahl knapp gewonnen. Ein Desaster für die LGBTIQ+-Community.
Homo-Ehe in den USA

Akzeptanz sinkt in der Bevölkerung

Alarmsignal: Immer weniger US-Bürger halten Schwule und Lesben für "moralisch akzeptabel" und befürworten die Ehe für alle, besonders Republikaner.
Streit beim CSD Bielefeld

Debatte um Fetisch-Gruppen

Der CSD Bielefeld verlangt von teilnehmenden Fetisch-Gruppen ein spezielles Konsenskonzept. Die Linke queer spricht von inakzeptabeler Diskreditierung
Dating ohne Etiketten

Wird Schwulsein zum Auslaufmodell?

Schwulsein als Auslaufmodell? Laut der neuen Hinge-Studie erlebt die junge queere Generation „Etikettenmüdigkeit“ und will weg von "starren Labels".