Direkt zum Inhalt
Gleichberechtigung aus Stein
Rubrik

Gleichberechtigung aus Stein Im Südwesten Englands soll die erste lesbische Frau ein Denkmal bekommen – die Community zeigt sich hoch erfreut

ms - 18.03.2025 - 16:00 Uhr
Artikel anhören
Im Südwesten Englands soll die erste lesbische Frau ein Denkmal bekommen – die Community zeigt sich hoch erfreut
Audio verfügbar
0:00 0:00

Die lesbische Schriftstellerin Sylvia Townsend Warner (1893-1978) gilt als eine der wichtigsten Autorinnen und Lyrikerinnen Großbritanniens und geriet doch weitestgehend in Vergessenheit – nun wird ihr eine besondere Ehre in der Stadt Dorchester zuteil: Als erste nicht-königliche Frau soll eine lebensgroße Statue der Schriftstellerin in der Öffentlichkeit erstellt werden. Queere Verbände sehen darin sowohl eine Emanzipation der Frau wie auch der gesamten LGBTIQ+-Community.

Mutige Vorreiterinnen der Community

Nach Planung der Dorchester Civic Society ist angedacht, die Figur von Warner auf einer Bank sitzend in der Fußgängerzone zu platzieren. Mit einem Buch in der rechten Hand blickt sie dann auf ihre Mitmenschen und beobachtet diese genau. Die Baugenehmigung für das Unterfangen wurde bereits eingereicht. Die Schriftstellerin und Dichterin lebte fast 40 Jahre mit ihrer Partnerin Valentine Ackland zusammen, größtenteils davon in der süd-englischen Grafschaft Dorset – ein mutiges Unterfangen in einer Zeit, in der gleichgeschlechtliche Beziehungen illegal waren. Erst 1967 wurden homosexuelle Handlungen in England und Wales legal. 

Vereint im Leben wie im Tod 

Warner zog 1930 mit Ackland in ein Cottage, gemeinsam veröffentlichten sie 1933 ihren ersten Gedichtband. Die Liebesbeziehung der beiden Frauen dauerte bis 1969 an, als Ackland an Brustkrebs starb. Warner gab daraufhin eine Anthologie ihrer gemeinsamen Gedichte unter dem Titel „The Nature of the Moment“ heraus. Neun Jahre später verstarb auch sie. Neben zahlreichen Gedichten schrieb Warner auch viele Kurzgeschichten, festgehalten in acht Sammelbänden. Auch als Zeitungsautorin war sie sehr aktiv, über 140 Essays und Erzählungen schrieb sie für den New Yorker. Dazu kamen sieben Romane sowie eine Biographie. 1972 wurde sie Ehrenmitglied in der American Academy of Arts and Letters. Warner schrieb bis zu ihrem Tod. Ihre Asche ruht zusammen mit der ihrer Lebenspartnerin Ackland auf dem Friedhof von East Chaldon.

Ein Leben für das Schreiben 

Die Dorchester Civic Society betonte im Rahmen des Bauantrags: „Sylvia Townsend Warner war eine produktive Schriftstellerin und Dichterin, deren Karriere sich über sechs Jahrzehnte erstreckte und die einige der vielfältigsten, witzigsten und revolutionärsten Werke ihrer Zeit schuf. Trotz ihrer bemerkenswerten Beiträge wird ihr Name nur selten erwähnt und wird auch in der literarischen Landschaft von Dorset wenig beachtet. Dabei war Sylvia eine höchst individuelle Autorin von Romanen, Kurzgeschichten und Gedichten und eine Zeitgenossin von Schriftstellerinnen wie Virginia Woolf und Djuna Barnes.“ Bis Anfang April können sich auch die Einwohner zu den Plänen äußern. Bisher gibt es in der Grafschaft sieben Statuen, allesamt Männer. 

ANZEIGE
ANZEIGE
ANZEIGE
ANZEIGE

Auch Interessant

Angriffe auf LGBTIQ+-Menschen

Russlands Community am Limit

LGBTIQ+-Menschen in Russland erleben tagtäglich Angriffe, Gewalt und Drohnungen. Eine neue Studie hielt nun die dramatische Lage im Detail fest.
Eskalation der Angriffe

ILGA World warnt vor Rollback

Die Angriffe auf LGBTIQ+ eskalieren weltweit, warnt jetzt zum Pride Monat die ILGA World. Die Community müsse sich jetzt verteidigen, so der Verein.
Demonstrationen in Ungarn

Aufruf zur Pride-Teilnahme

Erneut demonstrierten tausende Menschen in Ungarn gegen ein neues Gesetz, dass wie das Pride-Verbot auch die Community einschränken soll.
Aktionswoche Sexarbeit

50. International Sex Workers’ Day

Deutsche Sexarbeiter leiden bis heute unter Diskriminierung und Stigmatisierung, insbesondere LGBTIQ+. Daran erinnert nun die Aktionswoche Sexarbeit.
Neonazis beim CSD Dresden

150 Rechtsextreme als Gegenprotest

Beim CSD Dresden feierten 10.000 Menschen, etwa 150 Rechtsextreme versuchten vergeblich zu stören. Zudem trat erstmals die neue Queer-Beauftragte auf.
Stichwahl in Polen

Desaster für die Community

Der Kandidat der rechtsnationalistischen PiS, Nawrocki, hat in Polen die Präsidenten-Stichwahl knapp gewonnen. Ein Desaster für die LGBTIQ+-Community.
Homo-Ehe in den USA

Akzeptanz sinkt in der Bevölkerung

Alarmsignal: Immer weniger US-Bürger halten Schwule und Lesben für "moralisch akzeptabel" und befürworten die Ehe für alle, besonders Republikaner.
Streit beim CSD Bielefeld

Debatte um Fetisch-Gruppen

Der CSD Bielefeld verlangt von teilnehmenden Fetisch-Gruppen ein spezielles Konsenskonzept. Die Linke queer spricht von inakzeptabeler Diskreditierung
Dating ohne Etiketten

Wird Schwulsein zum Auslaufmodell?

Schwulsein als Auslaufmodell? Laut der neuen Hinge-Studie erlebt die junge queere Generation „Etikettenmüdigkeit“ und will weg von "starren Labels".