Direkt zum Inhalt
Angespannte Lage in Ostdeutschland
Rubrik

Angespannte Lage In vier Städten in Ostdeutschland werden am Wochenende CSDs stattfinden, Veranstalter und Polizei bereiten sich auf mögliche rechtsextreme Angriffe vor

ms - 13.09.2024 - 10:00 Uhr
Artikel anhören
In vier Städten in Ostdeutschland werden am Wochenende CSDs stattfinden, Veranstalter und Polizei bereiten sich auf mögliche rechtsextreme Angriffe vor
Audio verfügbar
0:00 0:00

In vier Städten sind an diesem Wochenende Pride-Demonstrationen in Ostdeutschland geplant – die Polizei ist mit verstärkter Präsenz vor Ort, die CSD-Veranstalter befürchten mögliche Auseinandersetzungen mit rechtsextremistischen Gruppen. 

Angespannte Lage vor Slubice Frankfurt Pride

In Eisenach (Thüringen), Halle (Sachsen-Anhalt), Riesa (Sachsen) sowie in Frankfurt (Oder) in Brandenburg starten am Samstag CSD-Demonstrationen. Bisher kam es bereits mehrfach in diesem Jahr zu Störaktionen von Extremisten bei Pride-Veranstaltungen in Ostdeutschland, den größten Aufmarsch mit rund 680 Rechtsextremisten erlebte das Team des CSD Bautzen im August dieses Jahres.

Besonders im Fokus an diesem Wochenende könnte dabei der grenzübergreifende Slubice Frankfurt Pride stehen, der Demonstrationszug geht sowohl durchs brandenburgische Frankfurt sowie auch durch den polnischen Nachbarort Slubice. Angesichts der Anfeindungen bereits in den letzten Jahren und den jüngsten Ereignissen 2024 erklärte die Polizei, mit zusätzlichen Einsatzkräften vor Ort zu sein. „Wir wollen einen störungsfreien Verlauf der Veranstaltung“, so ein Polizeisprecher. Dabei bestätigt die Polizei auch, dass die Lage vor Ort angespannt sei. 

Besorgniserregende Angriffe in Halle

Ähnlich sieht die Situation auch bei den anderen geplanten Prides an diesem Wochenende aus. Das Team des CSD Halle sieht sich bereits im Vorfeld mit „besorgniserregenden Angriffen“ seitens rechtsextremer Kreise konfrontiert. In der Stadt an der Saale ist inzwischen auch eine Gegendemonstration angemeldet. Laut dem CSD-Team gab es bereits in den letzten Wochen konkrete Aufrufe unter Rechtsextremisten online, die Pride-Demonstration zu stören. Die Organisatoren betonten in einer Presseerklärung, sich nicht einschüchtern lassen zu werden, man wolle jetzt erst recht laut und sichtbar sein. 

Einschüchterung in Eisenach

Ebenso in Eisenach sind für Samstag Gegendemonstrationen angekündigt. Unter dem Motto „CSD Stoppen“ rufen Rechtsextremisten seit einigen Tagen verstärkt zur Teilnahme auf, darunter soll sich nach Angaben der Thüringer Linken auch mindestens ein verurteilter Neonazi befinden. 

„Solche Drohungen sollen einschüchtern und richten sich gegen eine vielfältige Gesellschaft. Wir stehen fest an der Seite der LGBTQIA+-Community und rufen dazu auf, sich nicht einschüchtern zu lassen, sondern jetzt umso entschlossener diese Community in Eisenach zu unterstützen, um gemeinsam für eine solidarische Gesellschaft auf die Straße zu gehen. Wer den CSD bedroht, greift nicht nur die LGBTQIA+-Community an, sondern die fundamentalen Prinzipien einer demokratischen, offenen Gesellschaft”, so Katharina König-Preuss, Sprecherin der Linksfraktion im Thüringer Landtag.

Beim CSD Riesa ist die Lage im Vorfeld etwas ruhiger, allerdings trotzdem durchaus ebenso angespannt – auch hier wird die Polizei vor Ort präsent sein. Das CSD-Team bittet via Social Media darum, dass Pride-Teilnehmer, wenn möglich, nur in Gruppen anreisen sollten. „Vor allem auf Grund der verschärften Lage in Sachsen, sollte keine Person alleine gelassen werden“, so die CSD-Veranstalter warnend.  

ANZEIGE
ANZEIGE
ANZEIGE
ANZEIGE

Auch Interessant

Angriffe auf LGBTIQ+-Menschen

Russlands Community am Limit

LGBTIQ+-Menschen in Russland erleben tagtäglich Angriffe, Gewalt und Drohnungen. Eine neue Studie hielt nun die dramatische Lage im Detail fest.
Eskalation der Angriffe

ILGA World warnt vor Rollback

Die Angriffe auf LGBTIQ+ eskalieren weltweit, warnt jetzt zum Pride Monat die ILGA World. Die Community müsse sich jetzt verteidigen, so der Verein.
Demonstrationen in Ungarn

Aufruf zur Pride-Teilnahme

Erneut demonstrierten tausende Menschen in Ungarn gegen ein neues Gesetz, dass wie das Pride-Verbot auch die Community einschränken soll.
Aktionswoche Sexarbeit

50. International Sex Workers’ Day

Deutsche Sexarbeiter leiden bis heute unter Diskriminierung und Stigmatisierung, insbesondere LGBTIQ+. Daran erinnert nun die Aktionswoche Sexarbeit.
Neonazis beim CSD Dresden

150 Rechtsextreme als Gegenprotest

Beim CSD Dresden feierten 10.000 Menschen, etwa 150 Rechtsextreme versuchten vergeblich zu stören. Zudem trat erstmals die neue Queer-Beauftragte auf.
Stichwahl in Polen

Desaster für die Community

Der Kandidat der rechtsnationalistischen PiS, Nawrocki, hat in Polen die Präsidenten-Stichwahl knapp gewonnen. Ein Desaster für die LGBTIQ+-Community.
Homo-Ehe in den USA

Akzeptanz sinkt in der Bevölkerung

Alarmsignal: Immer weniger US-Bürger halten Schwule und Lesben für "moralisch akzeptabel" und befürworten die Ehe für alle, besonders Republikaner.
Streit beim CSD Bielefeld

Debatte um Fetisch-Gruppen

Der CSD Bielefeld verlangt von teilnehmenden Fetisch-Gruppen ein spezielles Konsenskonzept. Die Linke queer spricht von inakzeptabeler Diskreditierung
Dating ohne Etiketten

Wird Schwulsein zum Auslaufmodell?

Schwulsein als Auslaufmodell? Laut der neuen Hinge-Studie erlebt die junge queere Generation „Etikettenmüdigkeit“ und will weg von "starren Labels".